Dienstag, 28. April 2009

Tausche Schweinegrippe gegen Krise...

... nach dem Motto sind die spanischen Medien in den letzten beiden Tagen vorgegangen. Haben sie sich davor täglich mit negativen Zahlen zur Auswirkung der Krise auf Spanien (so viel Arbeitslose wie noch nie etc.) gegenseitig überboten, ist das vorherrschende Thema - in Deutschland dürfte es nicht anders sein - nun die Schweinegrippe (die hier auch genauso heißt). Besondere Brisanz hat das Thema, weil hier in Spanien sehr viele Mexikaner leben (ich hatte mal was von 50.000 legal hier lebenden gelesen) und viele über den Madrider Flughafen Barajas weiterreisen...

Ansonsten hat es mich seit gestern auch erwischt - nein, nicht die Schweinegrippe - bin erkältet und war heute auch nicht arbeiten, weil ich in der Nach gek... mich übergeben habe. Hoffe, dass ich morgen wieder fit bin und arbeiten gehen kann. Gibt nämlich gerade einiges zu tun: Wir arbeiten nicht nur an der neuen Ausgabe der Zeitschrift, sondern parallel auch noch am Jahrbuch, das am 4. Juni zur Generalversammlung fertig sein muss. Da fällt vor allem Übersetzungsarbeit für mich an (Herr von und zu Guttenberg hat uns netterweise gleich eine spanische Übersetzung seines Grußwortes mitgeliefert).

Am vergangenen Freitag war ich mit meinen Mitpraktikanten direkt nach der Arbeit im Retiro, weil es 27 Grad hatte. Und abends saßen wir erst auf Maxs gigantischer Dachterrasse draußen und waren dann noch tanzen. Am Samstag war ich dann wieder tagsüber im Retiro, weil das Wetter am Sonntag schlechter werden sollte und abends waren wir in Malasaña (ein Viertel Madrids) unterwegs, bis die Diskos die Gäste vor die Türe gekehrt haben... In Deutschland hätte man um die Uhrzeit wohl einen Döner verspeist. Doch in Madrid geht man Churros essen. Ein leckeres Fettgebäck, das in dickflüssige heiße Schokolade getunkt und verzehrt wird - genau das richtige am Sonntagmorgen um 6:30. Und da brave Mädchen im Hellen heimgehen, war ich dann auch erst um 7:30 in meinem piso (Wohnung).

Als ich am Sonntagmittag meine Äuglein geöffnet habe, war das Wetter echt schlecht (leichter Regen und nur 15 Grad), sodass ich beschloss, mir eine Ausstellung von New York Bildern aus dem MoMA anzusehen: Wen es interessiert, hier die englische Version. Die Ausstellung war wirklich toll und sehenswert, zumal sie keinen Eintritt gekostet hat. Und wie es der Zufall so will, wurde am gleichen Abend in derselben Lokalität in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut der Film "Am Ende kommen Touristen" gezeigt - Max und ich haben den für 2 Euro auch gleich noch mitgenommen. So teuer Madrid sein mag: Kultur gibts massig günstig oder sogar kostenlos, wenn man nur etwas die Augen offen hält! :)

Günstig gabs vor kurzem auch Flüge mit Ryanair. Und weil man in Spanien nun mal spontan ist, habe ich kurzerhand einen Flug Madrid-Barcelona-Madrid für unglaubliche 1,92 Euro gebucht (+ Kreditkartengebühr). Eigentlich echt pervers, dass man für unter 10 Euro einfach mal so am Wochenende nach Barca fliegen kann. Und da die liebe Evelyn gerade dort Erasmus macht, werde ich im Juni dann auch kostenlos bei ihr unterkommen können. Also ein wirkliches Schnäppchen das Ganze!

Dienstag, 21. April 2009

spanische Gleichgültigkeit

Bei allem Gutem über das ich berichte, möchte ich heute mal etwas Schlechtes erzählen.

Da ich in der Handelskammer ab dem 4. Monat Praktikantengehalt erhalte, muss ich hier in Spanien eine Steuernummer, die sogenannte NIE, beantragen. Dazu muss man sich im Internet ein Formular audrucken, es ausfüllen und damit zur Ausländerbehörde. Das habe ich also gemacht und brav am Eingang gefragt, wo ich hin muss. "NIE, da musst du zu Schalter 9". Simone stellt sich also brav in Schlange 9, wartet 30 Minuten, um dem wahnsinnig freundlichen Mann hinter dem Schalter ihr Anliegen vorzutragen. Dieser ganz kühl: "Schalter 1". Simone also zu Schalter 1, weitere 10 Minuten Wartezeit, ein weiteres freundliches Gesicht, das aber immerhin die Papiere entgegen nimmt und im Austausch auch ein weiteres aushändigt, mit dem ich zur Bank muss, um 10 Euro Bearbeitungsgebühr zu bezahlen (bar wäre ja zu einfach). Simone also mit dem Wisch zur Bank. Netter Bankbeamter zu Simone "Bist du Spanierin?". Simone leicht irritiert: "Nein Deutsche". Bankbeamter: "Dann hast du das falsche Formular". Simone noch irritierter: "Sicher?". Bankbeamter leicht genervt: "Ja, ich arbeite hier seit 5 Jahren und das passiert ungefähr 2-3 Mal pro Woche." Simone bedankt sich nett und macht sich auf den Rückweg zur Ausländerbehörde. Am Eingang wieder Anliegen vortragen, wieder Schalter 9. Doch dies mal bin ich schlauer und stell mich gleich in Schlange 1. An der Reihe, weise ich die Frau höflich auf ihren Fehler hin. Ohne eine Miene zu verziehen gibt sie mir ein anderes Blatt und ruft schon "Nächster". Von deutschen Ämtern ist man schon Unfähigkeit und Unfreundlichkeit gewohnt, aber eine derartige Gleichgültigkeit auf Kosten anderer habe ich noch nie in meinem Leben erlebt. Bin mal gespannt, ob es mir in 60 Tagen, wenn ich meinen NIE abholen kann, wieder wie Asterix mit dem Passagierschein A 38 geht...

Und weil ich in Stimmung bin gleich die nächste Episode aus der Serie unfreundliche Spanier. Da mir seit Donnerstag mein Knie wehtut, habe ich heute beschlossen, zum Arzt zu gehen. Da das spanische Gesundheitssystem genauso kompliziert ist, wie Ämtergänge, macht euch am besten auf was gefasst ;) Eigentlich muss man, wenn man krank ist, zu dem Centro de Salud (Gesundheitszentrum) in seinem Stadtviertel, dort einen Termin mit dem Médico Cabecera (nennen wir es Hausarzt) ausmachen, diese untersucht einen dann, stellt eine Diagnose und überweist einem zum especialista (Facharzt) von wo aus man dann wieder zum Médico Cabecera geht, um das weitere Vorgehen abzusprechen, etc. Doch so weit bin ich heute gar nicht gekommen: Bin heute nach der Arbeit zu meinem Centro. Die nette Dame an der Rezeption meinte nur: "Wir haben hier kein Röntgengerät, können dir also nicht helfen." Okay, ich wollte eigentlich, dass sich ein Arzt einfach mal mein Knie ansieht, sage aber nichts. "Geh doch am besten ins Krankenhaus, das ist hier um die Ecke." Vale, denke ich mir und mache mich auf den Weg. Im Krankenhaus an der Rezeption wieder ein überaus freundlicher Mann (für alle die es nicht merken, das ist ironisch gemeint), der mir sagt ich solle in die NOTaufnahme. Auf meinen Einwand hin, das es kein NOTfall ist und dass ich einfach irgendwann - wenn nicht zu viel verlang zeitnah - einen Termin bei einem Arzt will, der sich mein Knie anschaut, meinte er nur: "Da kann ich dir nicht helfen." Ja, da ist mir vielleicht auch wirklich nicht mehr zu helfen...wobei, vielleicht mit einem Nervenarzt!!!

Montag, 13. April 2009

Omnipotente Ostern

Ja, mein diesjähriges Osterfest konnte wirklich alles - die Betitelung ist deshalb auch angebracht.
Los ging es am Mittwochabend als Jonas, einer meiner Mitpraktikanten, seinen Abschied gefeiert hat. Und da Praktikanten in der Handelskammer würdig verabschiedt werden, haben wir alle bis zum bitteren Ende - das heißt hier in Spanien bis 6:30 - durchgehalten und ihm somit quasi die letzte Ehre erwiesen.

Der Donnerstag fing dementsprechend ruhig an - ich lag lesend in der Sonne im Park - und hörte auch ruhig auf - vor dem Fernseh DVD sehend.

Am Freitag war ich dann wieder bereit für neue Unternehmungen und machte mich, dank schlechten Wetters, auf das Thyssen-Museum zu erkunden. War keine so gute Idee, weil es dank Feiertag und schechtem Wetter gerammelt voll war und ich nach 2 Stunden entnervt aufgegeben habe - aber das Wichtigste habe ich gesehen und die schönsten Gemälde hingen eh vor den Toiletten:


Freitagabend bedeutet in Madrid feiern, egal ob Karfreitag oder nicht. Es war sogar mehr los als jemals zuvor und wir hatten in der Disko kaum Platz zu tanzen, weswegen wir dieses Mal "schon" um 4:30 schlapp gemacht haben.

Am Samstag stand dann der große Einkauf für unseren geplanten Osterbrunch am Sonntag an. Den Mittag habe ich schlafend verbracht, weil das Wetter schlecht und ich müde war. Abends bin ich dann mit meiner Mitpraktikantin Sabrina in den neuen Almodóvar-Film "Los abrazos rotos". Mir hat er - trotz keiner ganz so tollen Kritiken in den Medien - ziemlich gut gefallen, allerdings auch dank Penélope Cruz, die fantastisch gespielt hat.

Am Sonntag stand dann unser fenomenaler Osterbrunch (ja, ich weiß Eigenlob und so...) mit Sekt, Obstsalat, dunklem Brot, Marmelade, süßen Teilchen, Keksen, frischgepresstem Orangensaft und Eiern natürlich. Doch seht selbst:


Am Sonntag war ich dann mit zwei Mitpraktikantinnen Salsa tanzen. Für mich das erste Mal und dementsprechend dumm habe ich mich auch angestellt. Netterweise hat mir der Barbesitzer persönlich (ein Chilene) Nachhilfe gegeben, sodass ich jetzt zumindest in Theorie weiß, wie die Schritte funktionieren:


Heute Morgen (Montag) wurde ich von dem zarten Geräusch unseres Staubsaugers geweckt und wusste nichts mit mir anzufangen. Weiterschlafen ging nicht, weil die Putzfrau immer einen Höllenlärm macht. Deshalb habe ich spontan beschlossen, zum Frisör zu gehen. Eigentlich wollte ich nur meine Spitzen schneiden lassen. Aber als mich die Frisörin gefragt habe, was ich möchte, meinte ich ganz spontan "un cambio" (einen Wechsel): Nicht zu kurz und keinen Pony - alles andere ist egal. Und das ist, was sie aus mir gemacht hat (bin schon gespannt, wie ich morgen früh aussehe, wenn ich aus dem Bett komme oder wenn ich meine Haare wasche..):



Mit der neuen Frisur gings dann gleich weiter ins Museum: Dieses Mal das Reina Sofía, in dem Pablo Picassos Guernica hängt. Das Bild ist riesig, erstreckt sich über eine ganze Museumswand und ist das einzige in dem ganzen Saal. Ich stand bestimmt 10 Minuten davor und habe mich ganz klein gefühlt... Wirklich beeindruckend!

Morgen gehts wieder zurück in die Kammer und irgendwie freue ich mich - auch wenn mir das Aufstehen sicherlich schwer fallen wird nach diesem netten Kurzurlaub...

Montag, 6. April 2009

Verlängerung

Für alle, die es bereits geahnt hatten (Reiner zum Beispiel *g*), hier nun die offizielle Bestätigung: Ich habe mein Praktikum verlängert und werde noch bis 30.06. hier in Madrid für die Handelskammer arbeiten. Werde aber wie geplant am 5.5. nach München fliegen, um einiges zu regeln und meine Sommersachen einzupacken. :) Wir sehen uns also alle bald wieder. Am 10.05. fliege ich dann aber auch schon wieder zurück nach Madrid.

Die letzten Tage hat mich nicht nur meine Praktikumsverlängerung auf Trab gehalten, sondern auch diverse Besuche von Augsburger Kommilitoninnen. Am letzten Mittwoch kam Evelyn zu Besuch, die dann am Freitag weiter nach Barcelona ist, wo sie jetzt für die nächsten Monate Erasmus machen wird. Mit ihr habe ich es dann auch endlich einmal in den Prado geschafft. Beweisfotos hier:




Am Donnerstag kam dann gleich der nächste Besuch: Hanna und Camila aus Dänemark, wobei Hanna nur vorübergehend in Aarhus ist, um dort Erasmus zu machen. Mit den beiden hat ich ein dermaßen lustiges und schönes Wochenende, sodass ich etwas traurig bin, wenn die beiden mich morgen verlassen werden.


Apropos verlassen: Bin gerade wirklich am "vereinsamen": Meine beiden Mitbewohnerinnen sind gestern über die Semana santa (Karwoche) weggefahren: Raquel zu ihrer Familie nach Asturias und Analía in den Süden. Ganz ungewohnte Ruhe daheim. Insgesamt ist Madrid ausgestorben: Kein Verkehr in der morgendlichen Rush-Hour, leere U-Bahnen und hier in der Kammer sind fast nur die Praktikanten anwesend...