Nachdem ich mich seit Montag mit einer Erkältung herumgeschleppt habe und es nicht besser, sondern eher schlimmer wurde (vielleicht, weil ich weiterhin arbeiten gegangen bin), habe ich mich am Freitag dazu entschieden, zum Arzt zu gehen, um mich mal durchchecken zu lassen.
Habe mir auf der Seite der deutschen Botschaft eine Ärztin, die deutsch kann und ihre Praxis in der Nähe meiner Arbeitsstelle hat, herausgesucht und habe dort angerufen. Habe auch gleich einen Termin bekommen und bin hin.
Die Arzthelferin hat mir nett lächelnd die Türe geöffnet und mich gleich in ein "Wartezimmer" geführt. Streicht die Vorstellung, die ihr von einem Wartezimmer habt, aus euren Köpfen: Das Wartezimmer dieser Ärztin war eher ein omamäßiges Wohnzimmer mit drei großen Sofas, Parkettboden und Pflanzen sowie einer Menge Dekokitsch, auf den ich nicht weiter eingehen möchte. Nach 15 Minuten wurde ich gerufen: "Simone komm" und von der Ärztin mit Küsschen links und Küsschen rechts begrüßt und auch weiterhin geduzt. Sie hat mich dann kurz gefragt, was ich habe und mir in die Nase, die Ohren und den Mund geschaut, sowie meinen Blutdruck gemessen, mich abgehört und dann gemeint: "Sinusitis" - ahja, klar, Sinusitis. Gut, dass ich mir eine deutschsprechende Ärztin ausgesucht hatte, die mich sogleich aufklärte: "Das ist Nasennebenhölenentzündung, ganz schlimm". Naja, da ich schon einmal eine Nasennebenhölenentzündung hatte, trifft ganz schlimm in diesem Fall nicht zu, da die Vorgängerin damals kurz vor dem Abi viel übler ausfiel.
Die Ärztin hat dann einen weißen Zettel geschnappt, ihren Stempel draufgeklatscht und angefangen, wie eine Wilde Sachen aufzuschreiben. Ich habe dann vorsichtig nachgefragt, was das wird und dann meinte sie: "Das ist dein Rezept. Folgendes musst du nehmen.. (es folgte eine Aufzählung zahlreicher spanischer Medikamentennamen, die mir nichts sagten, bevor sie dann erklärte, was das alles soll - ich muss wohl ziemlich hilflos dreingeblickt haben..), also zuerst Nasenspray mit Codein (wie gut, dass ich die Woche davor auf Spiegel-Online einen Artikel über Nasenspray-Abhängige gelesen hatte), ACC (Hallo, ich habe nur Schleim in der Nase..), Ibuprofen (für was, ich habe keine Schmerzen?) und natürlich Antibiotikum (das verschreiben spanische Ärzte einfach bei allem, grundsätzlich immer)."
Spanier müssen extrem wehleidige Menschen sein, die einen sehr hohen Konsum an Antibiotikum und allerlei anderer Medikamente haben.. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich für eine wirklich NICHT schlimme Nasennebenhölenentzündung ein solches Arsenal an Medikamenten verschrieben bekommen habe...
Nachdem ich dann 90 Euro für diesen 30-minütigen (inklusive Wartezeit auf dem Oma-Sofa) Arztbesuch gezahlt hatte, zog ich los zur Apotheke, um die geforderten Medikamente zu kaufen. Naja, genommen habe ich sie bis heute nicht. Stattdessen bin ich später noch in die Apotheke, die direkt unten bei uns neben der Haustüre ist und wollte etwas Pflanzliches gegen Sinusitis. Auf meine Frage hin, erntete ich aber nur ungläubige Blicke der Apothekerinnen "Etwas pflanzliches gegen Sinusitis, das kenne ich nicht, das gibts nicht." Ich, schon leicht verzweifelt: "Doch, doch, in Deutschland schon.." Auch hier hat sich mein Eindruck wieder bestätigt: Spanier haben sicher den höchsten Medikamentenkonsum Europas (Falls jemand eine Statistik dazu findet, nur her damit *g*).
Nachdem sie mit dem Namen des Medikaments nichts anfangen konnten, habe ich ihr die Liste der Inhalte auf Latein hingelegt und daraufhin hat sie mir etwas gegeben.
Dieses ominöse Medikament nehme ich jetzt seit Freitag und fühle mich so langsam auch etwas besser. Ob es an meiner Einbildungskraft oder einer wirklichen Wirkung liegt oder an den Selbstheilungskräften meines Körpers, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat heute auch das Picknick im Park sein Gutes dazu getan: Bei 21 Grad saßen wir (meine Mitbewohnerinnen und eine Freundin von ihnen ) in der Sonne und haben es uns mehr als gut gehen lassen: