Samstag, 31. Januar 2009

Frühlingsgefühle Ende Januar...

... nicht wegen den tollen Spaniern, sondern weil es 15 Grad warm ist, die Sonne scheint und im Retiro die Vögelein zwitschern während die ersten Menschen picknicken und ein Saxophonspieler "what a wonderful world" spielt..

Ansonsten habe ich meine erste Arbeitswoche hinter mich gebracht und ich muss sagen: es war verdammt anstrengend. Aber der Reihe nach:
Am Dienstagmorgen stand ich um 8:30 Uhr fassungslos auf dem Metro-Bahnsteig als ich die Metro erblickte bzw. die ganzen Menschen darin. Da keiner ausgestiegen ist, habe ich mich einfach dazugequetscht - umfallen kann man immerhin nicht, kollabieren schon, den morgens ist die Metro eine Gratis-Sauna und wohl die größte Ansammlung an Büchern außerhalb einer Bibliothek oder eines Buchladens: Spanier (vor allem der weibliche Teil der Bevölkerung) lesen überall und ständig Bücher - auf der Straße, in der Metro im Supermarkt...

Zurück zum Thema: Den Weg zur Arbeit kannte ich ja schon und so war ich päunktlich um 9 dort und wurde von meiner Chefin (Valerie - hier duzen sich alle) den anderen vorgestellt. Überrascht erfuhr ich, dass wir insgesamt 10 (!) Praktikanten sind: Die meisten in der Rechtsabteilung und in diesen BWLer-Geschichten wie Buchhaltung und Controlling und keine Ahnung was. Die meisten der Praktikanten sitzen oben oder in der "Bibliothek" - was einfach nur ein Raum mit mehreren Tisch ist. Ich habe das Glück mein Zimmer nur mit einem netten Spanier, Francisco (der ständig mit seiner japanischen Ehefrau telefoniert), zu teilen. Er ist Direktor der spanischen Öffentlichkeitsarbeit und total lustig. Ich habe mich auf Anhieb gut mit ihm verstanden und er spricht sehr gut deutsch (hat Ersamus in Berlin gemacht). Er dreht die Heizung nur immer so arg auf, so sehr, dass es sogar mir zu warm (ja, Reiner, ich sehe dich förmlich schmunzeln..).

Nun zu meinen Arbeitsaufgaben: Wenn ich morgens um 9 Uhr anfange, muss ich als erstes die spanischen Zeitungen nach Wirtschaftsnachrichten zu Spanien, Deutschland und ähnlichem (vor allem Mitgliedsunternehmen der ahk) durchsuchen und eine kleine Pressemappe erstellen/kopieren. Das ist der einzige Routinejob, den ich habe, sonst kommt jeden Tag etwas neues auf mich zu. Deshalb hier nur eine kleine (unvollständige) Auflistung meiner Tätigkeiten in dieser Woche:
Deutsche und spanische Mitglieder der ahk anrufen und nach Ansprechpartnern fragen, Zeitschrift per Verteiler verschicken, nach neuen Büchern und interessanten Links für die neue Ausgabe suchen, Pressenotizen schreiben, Artikel schreiben für die neue Ausgabe (unter anderem über die größten Wolkenkratzer in Madrid, ein lustiges CSR-Projekt von einer spanischen Immobilienfirma, wo auch Audi mit drin steckt, dann etwas über die Werbebranche in Zeiten der Krise...), im Archiv nach Texten fahnden etc.
Bisher hatte ich immer gut etwas zu tun, ohne komplett im Stress zu sein. Und als ich am Dienstag um 18:10 noch im Büro saß, kam Valerie und meinte: Du weißt schon, dass du um 18 Uhr gehen darfst - ich fühle mich also nicht ausgebeutet. ;)

Warum war meine Woche dann so anstrengend? Zum einen, weil ich ständig zwischen deutsch und spanisch umswitchen muss und zum anderen, weil Spanier eben nicht früh ins Bett gehen und ich deswegen etwas Schlafmangel habe. Und vielleicht auch, weil das Kantinenessen für mich als Vegetarierin alles andere als sättigend ist: Am Dienstag hatte ich Spinatsuppe, am Mittwoch Kichererbsensuppe (bäh!) und gestern Nudeln mit Käse..die Auswahl ist wirklich sehr beschränkt und meist hat der Salat auch ein Hühnchen- oder Thunfisch-Topping. Naja, meine liebe Mitbewohnerin Raquel entschädigt mich dafür abends immer mit lecker selbst gekochten Gerichten (Mama, ich falle nicht vom Fleisch).

Vielleicht noch ein Wort zu den anderen Praktikanten: Scheinen so weit alle ganz nett zu sein. Die Juristen sind ein bissl strange... Am Wochenende werden wir vielleicht zusammen etwas unternehmen, aber das wird - wie in Spanien üblich - spontan ausgemacht. Genauso wird es heute Abend wohl auch laufen. Raquel hat heute morgen - als sie schon mit einem Fuß aus der Haustüre war - vorgeschlagen ins Kino zu gehen - also mal sehen.

Ansonsten verstehe ich mich immer noch sehr gut mit meinen Mitbewohnerinnen und bin echt froh, hier untergekommen zu sein (vor allem wenn ich die Horror-Geschichten von anderen Praktikanten höre..). Falls mir jemand aus der Ferne ein Kärtchen oder ein Briefchen (ach, wie altmodisch) schreiben möchte, hier noch meine Adresse:

Simone Angster
C/Lope de Rueda n°38, 5°1
28009 Madrid
Spanien

Meine deutsche Simkarte habe ich übrigens gegen eine spanische getauscht. Meine Stimme könnt ihr also nur hören, wenn ihr folgende Nummer wählt:

(+34) 633263360

In diesem Sinne:
hasta luego (bis bald)

Montag, 26. Januar 2009

fiesta

Kaum in Spanien und schon die erste fiesta: Analía wurde gestern 34 (da fühlt man sich auf einmal gaaanz jung) und hat das im kleinen Kreis mit einigen Freundinnen, die meisten wie sie aus Argentinien, gefeiert. Es war wirklich sein sehr netter Abend und zu meiner großen Verwunderung kam niemand mehr als 15 Minuten zu spät ;)

Hier findet ihr die Fotos, unter anderem das erste von meinen Mitbewohnerinnen und mir :)

Heute Morgen wurde ich vom Staubsauger der Putzfrau geweckt (die kommt immer montags). Als ich dann aufgestanden bin und mein Fenster aufgemacht habe, war ich erst einmal geblendet von so viel Sonnenschein und einem so blauen Himmel und beschloss spontan im Retiro joggen zu gehen. Eigentlich hasse ich joggen, aber ich hatte absolut das Bedürfnis raus zu gehen und mich zu bewegen - vor allem weil ich mittags drinnen sitzen werde und etwas für die Uni tun muss. Und um euch alle noch einmal neidisch zu machen: Wenn es nicht windet, kann man hier in Madrid morgens um 11 Uhr mit nur einem Pulli bekleidet in der Sonne sitzen :)

erste Eindrücke

Nach dem tubulentesten Flug meines Lebens bin ich am Freitag-Abend - trotz aller anders lautender Prophezeiungen - pünktlich um 22 Uhr auf dem Madrider Flughafen gelandet. Mein Gepäck kam auch sehr schnell und vor allem vollzählig an. Das erste Problem kam aber bald darauf: Mit meinen zwei schweren und sperrigen Koffern stand ich vor dem Einlass zu Metro und es bestand keine Chance mit beiden Koffern durchzukommen. Etwas hilflos blickte ich mich um und da war Retter Nummer 1: Ein netter junger Spanier, der mir anbot zu helfen. Ich war erst etwas misstrauisch: Was, wenn der Kerl mit meinem Koffer abhaut? Aber eigentlich hatte ich keine andere Wahl.. Naja, zum Glück ist er nicht abgehauen :)
Die Metro kam zum Glück auch sofort und ich war auf dem Weg zu meiner Bleibe. Als ich aus der Metro ausstieg, stand ich vor der zweiten Herausforderung: Meine Koffer mussten da irgendwie hoch (ohne Rolltreppe und ohne Aufzug), wieder ein hilfloser Blick und wieder ein netter Retter, der mir meine Koffer hochgetragen hat und sie mir, nachdem er sich erkundigt hatte, wo ich hinmusste, bis vor die Haustüre gebracht hat. Ich war echt baff...
Nun kam die Stunde der Wahrheit: Zum ersten Mal würde ich meine Mitbewohnerinnen, die ich bis jetzt nur von Fotos kannte, sehen. Doch davor quetschte ich mich noch in einen ca. 1x1 m kleinen, uralten, knarzenden Aufzug (in den 5. Stock hätte ich es mit den Koffern laufend nie geschafft..). Oben angekommen, standen sie an der Tür und kamen auf mich zugestürmt: zuerst Analía, eine kleine hellhaarige Argentinierin, die mich so sehr drückte, dass ich fast nach Luft ringen musste, dann Raquel, eine dunkelhaarige Spanierin, wesentlich zurückhaltender mit Küsschen links, Küsschen rechts.. Als erstes führten sie mich in mein Zimmer. Es gefiel mir in echt noch besser als auf den Fotos und auch der Rest der Wohnung ist wirklich schön. Nachdem ich meine Sachen abgelegt hatte, bekam ich gleich etwas zu essen: Raquel hatte extra für mich Spinatauflauf gekocht: super lecker :) Den restlichen Abend verbrachten wir auf dem Sofa und lernten uns besser kennen. Dabei bestätigte sich mein erster Eindruck: Raquel ist viel stiller und zurückhaltender als Analía, die sehr temperamentvoll ist und ständig wild gestikulierend. Beide sind aber sehr, sehr lieb zu mir :)

Den Samstag verbrachten wir mit Einkaufen (Analía hat heute Geburtstag) und wir kauften Unmengen zu essen und Bier (für mich, weil ich als einzige keinen Wein trinke...). Raquel und ich zogen auch los ins Zentrum, um ein Geschenk zu kaufen: Einen Geldbeutel. Analía hat zwar einen - den sie von ihrem Medio-Novio (Halb-Freund) geschenkt bekommen hat, der ihr aber nicht gefällt - benutzt ihn aber nur selten... Danach waren wir noch bei Swarovski, wo Analía arbeitet, um noch mehr Geschenke zu kaufen. Abends wurde Analía von Freunden zum Essen eingeladen, Raquel und ich blieben zuhause, weil wir extrem geschlaucht waren vom Shopping. Haben ein Reportage und dann einen komischen Film geschaut, den wir beide eher lächerlich fanden ;)

Heute habe ich mich mal auf die Reise zu meiner Arbeitstelle gemacht (zum Glück muss ich erst am Dienstag anfangen und kann morgen ausschlafen) mit der Metro. Weil das Wetter so schön war (+ 12 Grad und sonnig) habe ich noch einen kleinen Spaziergang durch den Retiro unternommen. Mein Reiseführer hat mir zwar abgeraten, da sonntags hinzugehen, aber ich wollte das bunte Treiben sehen: Es war DIE Hölle los: Überall Menschen mit Kindern und Tieren, Jogger, Inline-Skater, Fahrradfahrer, Menschen, die auf der Wiese lagen und Siesta hielten, Ruderer, Wahrsagerinnen, Jongleure... Menschen aller Größen und Hautfarben - von wegen Deutschland ist multikulti: Madrid ist mutlikulti :)

Heute Abend ab 20:30 (ofizielle Uhrzeit) wird dann hier in der Wohnung gefeiert. Bin schon sehr gespannt wie das so sein wird und vor allem, wie lange das gehen wird: Analía muss morgen um 10 Uhr arbeiten und Raquel um 9 (sie arbeitet als Ingenieurin bei Renault) und ich widme mich morgen dem Codieren meiner Artikel..

Die Fotos meiner ersten Erkundungstour (der Himmel ist übrigens wirklich so blau - ich habe nichts gefaket) und von meiner Bleibe findet ihr hier. Werde heute Abend auf der Party weitere schießen, damit ihr auch sehen könnt, wer meine Mitbewohnerinnen sind.

Liebe Grüße an euch alle aus der wunderschönen Stadt Madrid :)

Freitag, 23. Januar 2009

Erdbeer(bonsai)baum

Eigentlich wollte ich erst wieder aus Madrid bloggen, aber der Erdebeer(bonsai)baum, den einige von euch mir gestern zum Abschied geschenkt haben, ist definitiv ein Anlass zu bloggen. Ich möchte euch auch auf diesem Weg noch einmal Danke sagen. Für mich war es gestern wirklich ein schöner Abschieds-Abend und ich werde euch alle definitiv vermissen. Aber ehe man sich versieht, ist es Mai und ich bin wieder in Augsburg - bei meinem Erdbeerbaum :)

Montag, 19. Januar 2009

Erdbeerbaum - gibt es doch gar nicht...

... gibt es wohl und zwar im Stadtwappen von Madrid. Dieses zeigt einen Bären, der sich an einem Erdbeerbaum empor streckt. Gedeutet wird dieses Wappen oftmals als Einigkeit von Klerus (Baum) und Adel (Bär). Und warum nenne ich meinen Blog Erdbeerbaum? Zum einen natürlich, weil der Name meines Blogs etwas mit meinem Aufenthalt in Madrid zu tun haben soll und zum anderen, weil ich Erdbeeren liebe (für weitere Interpretationsvorschläge bin ich offen).

Ab Freitag (23.01.) findet ihr hier meine Erlebnisse aus Madrid. Ich freue mich, wenn ihr meine Beiträge lest und bin gespannt auf eure Kommentare, Anregungen oder einfach nur Grüße.

Viel Spaß beim Lesen :)
Simone