... nicht wegen den tollen Spaniern, sondern weil es 15 Grad warm ist, die Sonne scheint und im Retiro die Vögelein zwitschern während die ersten Menschen picknicken und ein Saxophonspieler "what a wonderful world" spielt..
Ansonsten habe ich meine erste Arbeitswoche hinter mich gebracht und ich muss sagen: es war verdammt anstrengend. Aber der Reihe nach:
Am Dienstagmorgen stand ich um 8:30 Uhr fassungslos auf dem Metro-Bahnsteig als ich die Metro erblickte bzw. die ganzen Menschen darin. Da keiner ausgestiegen ist, habe ich mich einfach dazugequetscht - umfallen kann man immerhin nicht, kollabieren schon, den morgens ist die Metro eine Gratis-Sauna und wohl die größte Ansammlung an Büchern außerhalb einer Bibliothek oder eines Buchladens: Spanier (vor allem der weibliche Teil der Bevölkerung) lesen überall und ständig Bücher - auf der Straße, in der Metro im Supermarkt...
Zurück zum Thema: Den Weg zur Arbeit kannte ich ja schon und so war ich päunktlich um 9 dort und wurde von meiner Chefin (Valerie - hier duzen sich alle) den anderen vorgestellt. Überrascht erfuhr ich, dass wir insgesamt 10 (!) Praktikanten sind: Die meisten in der Rechtsabteilung und in diesen BWLer-Geschichten wie Buchhaltung und Controlling und keine Ahnung was. Die meisten der Praktikanten sitzen oben oder in der "Bibliothek" - was einfach nur ein Raum mit mehreren Tisch ist. Ich habe das Glück mein Zimmer nur mit einem netten Spanier, Francisco (der ständig mit seiner japanischen Ehefrau telefoniert), zu teilen. Er ist Direktor der spanischen Öffentlichkeitsarbeit und total lustig. Ich habe mich auf Anhieb gut mit ihm verstanden und er spricht sehr gut deutsch (hat Ersamus in Berlin gemacht). Er dreht die Heizung nur immer so arg auf, so sehr, dass es sogar mir zu warm (ja, Reiner, ich sehe dich förmlich schmunzeln..).
Nun zu meinen Arbeitsaufgaben: Wenn ich morgens um 9 Uhr anfange, muss ich als erstes die spanischen Zeitungen nach Wirtschaftsnachrichten zu Spanien, Deutschland und ähnlichem (vor allem Mitgliedsunternehmen der ahk) durchsuchen und eine kleine Pressemappe erstellen/kopieren. Das ist der einzige Routinejob, den ich habe, sonst kommt jeden Tag etwas neues auf mich zu. Deshalb hier nur eine kleine (unvollständige) Auflistung meiner Tätigkeiten in dieser Woche:
Deutsche und spanische Mitglieder der ahk anrufen und nach Ansprechpartnern fragen, Zeitschrift per Verteiler verschicken, nach neuen Büchern und interessanten Links für die neue Ausgabe suchen, Pressenotizen schreiben, Artikel schreiben für die neue Ausgabe (unter anderem über die größten Wolkenkratzer in Madrid, ein lustiges CSR-Projekt von einer spanischen Immobilienfirma, wo auch Audi mit drin steckt, dann etwas über die Werbebranche in Zeiten der Krise...), im Archiv nach Texten fahnden etc.
Bisher hatte ich immer gut etwas zu tun, ohne komplett im Stress zu sein. Und als ich am Dienstag um 18:10 noch im Büro saß, kam Valerie und meinte: Du weißt schon, dass du um 18 Uhr gehen darfst - ich fühle mich also nicht ausgebeutet. ;)
Warum war meine Woche dann so anstrengend? Zum einen, weil ich ständig zwischen deutsch und spanisch umswitchen muss und zum anderen, weil Spanier eben nicht früh ins Bett gehen und ich deswegen etwas Schlafmangel habe. Und vielleicht auch, weil das Kantinenessen für mich als Vegetarierin alles andere als sättigend ist: Am Dienstag hatte ich Spinatsuppe, am Mittwoch Kichererbsensuppe (bäh!) und gestern Nudeln mit Käse..die Auswahl ist wirklich sehr beschränkt und meist hat der Salat auch ein Hühnchen- oder Thunfisch-Topping. Naja, meine liebe Mitbewohnerin Raquel entschädigt mich dafür abends immer mit lecker selbst gekochten Gerichten (Mama, ich falle nicht vom Fleisch).
Vielleicht noch ein Wort zu den anderen Praktikanten: Scheinen so weit alle ganz nett zu sein. Die Juristen sind ein bissl strange... Am Wochenende werden wir vielleicht zusammen etwas unternehmen, aber das wird - wie in Spanien üblich - spontan ausgemacht. Genauso wird es heute Abend wohl auch laufen. Raquel hat heute morgen - als sie schon mit einem Fuß aus der Haustüre war - vorgeschlagen ins Kino zu gehen - also mal sehen.
Ansonsten verstehe ich mich immer noch sehr gut mit meinen Mitbewohnerinnen und bin echt froh, hier untergekommen zu sein (vor allem wenn ich die Horror-Geschichten von anderen Praktikanten höre..). Falls mir jemand aus der Ferne ein Kärtchen oder ein Briefchen (ach, wie altmodisch) schreiben möchte, hier noch meine Adresse:
Simone Angster
C/Lope de Rueda n°38, 5°1
28009 Madrid
Spanien
Meine deutsche Simkarte habe ich übrigens gegen eine spanische getauscht. Meine Stimme könnt ihr also nur hören, wenn ihr folgende Nummer wählt:
(+34) 633263360
In diesem Sinne:
hasta luego (bis bald)
Port Macquarie & Byron Bay
vor 12 Jahren